Ein Kleid für den Winterroman oder: Die Entstehung des Buchcovers für DvH (mit Coverschnipsel!)
Nach „Das Azurblau deiner Worte“ ist DvH das zweite Buch von mir, das im Selfpublishing erscheint. Die Textarbeit ist für mich als Autorin das Wichtigste, direkt dahinter folgt das Cover – nicht so jedoch für potenzielle Buchkäufer*innen, wie ihr auch hier nachlesen könnt. Ein passendes, schönes Cover ist Verkaufsargument Nr. 1. Dabei ist es keine einfache Aufgabe, ein Buch einzukleiden. Denn im Gegensatz zu Lektor*innen, Korrektor*innen und Buchsetzer*innen bekommen die Coverdesigner*innen meist nicht den Buchtext zu Gesicht, müssen aber trotzdem erahnen, was der*die Autor*in sich für den eigenen Text wünscht.
Umso wichtiger sind zwei Dinge: eine ungefähre Vorstellung davon, wie das Cover aussehen soll – hierfür gibt der*die Autor*in den Anstoß und der*die Coverdesigner*in versucht, das Ganze grafisch zu „übersetzen“. Außerdem Kommunikation und Verlässlichkeit. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viele einzelne Details man an einem Buchcover und/oder Umschlag diskutieren kann! Aber von vorne. Vielleicht wisst ihr es noch nicht, aber ich habe die Coverdesignerin gewechselt. Es gab ein paar Punkte, an denen die Zusammenarbeit mit Emily leider nicht optimal verlief, auch wenn ich mit dem Endresultat des Covers sehr zufrieden bin.
Katharina von Limes Design ist mir durch Selfpublisherinnen wie Leslie Meilinger, Mo Schneyder oder Camilla Warno schon früher mit ihren wunderbar verspielten, eleganten Buchcovern aufgefallen. Sie war zusammen mit Emily schon im Finale für DAdW, was die Wahl der Coverdesignerin anging. Ich fragte ein bisschen bei Leslie und Camilla herum und beide berichteten begeistert von der Zusammenarbeit – unabhängig voneinander. Somit fiel der Entschluss: Ich wechsle zu Katharina. Und habe es keine Sekunde bereut!
Von Anfang an machte Katharina einen sehr geordneten und erfahrenen Eindruck auf mich, u.a. durch das Formular, das ich fürs Buchcoverdesign ausfüllte. Darin fragte sie mich systematisch alles an Daten ab, die sie für den ersten Cover-Entwurf benötigte: von gewünschten Farben über das Buchformat bis hin zur ISBN und einer kurzen Inhaltsangabe. Der Fragebogen ist auf eher weit gediehene Buchprojekte zugeschnitten – ich hatte z.B. noch keine ISBN, als ich anfragte, aber das macht nichts, man kann es nachreichen.
Durch die vielen, übersichtlich gesammelten Infos traf bereits der erste Coverentwurf recht genau meine Vorstellungen. Ich war wegen des düsteren Inhalts ursprünglich für ein Cover in den Farben Schwarz, Rot und Silber, wobei der Hintergrund in Schwarz gehalten werden sollte. Das ist ein Covertrend bezüglich Dark Fantasy: dunkle Farben, nicht nur Schwarz, sondern auch Dunkelbraun, Dunkelrot, Anthrazit etc. Katharina experimentierte etwas herum und machte den Vorschlag, den Hintergrund doch lieber in hellem Blau mit weißen Akzenten zu machen. Wieso das?
DvH ist zwar Dark Fantasy, doch die beiden Protagonist*innen G. und M. kommen sich auf einem Roadtrip von Paris nach Nantes langsam näher. Und zwar inmitten von Schnee und winterlichen Straßen. Mein nächstes Buch hat eigentlich drei Protagonist*innen: Der Dritte ist der Winter als Jahreszeit. (Wenn ihr das Buch endlich lesen könnt, werdet ihr hoffentlich genauer verstehen, warum.) Ich muss ehrlich zugeben, dass ich am Anfang skeptisch war. Ein winterlicher Dark Fantasy Roman mit pastellblauem Hintergrund?
Doch ein Hintergrund steht nicht für sich allein und es war das Gesamtbild, das mich überzeugte: Als starken Kontrast zu dem fast friedlichen Hintergrund in Pastellblau/Weiß wählte Katharina ein tiefes Blutrot, schimmerndes Silber und für den Buchtitel die Farbe anthrazit). (Übrigens stand der Buchtitel DvH, im Gegensatz zu „Das Azurblau deiner Worte“, recht früh fest.) Ich war insbesondere davon begeistert, wie geschickt sie graphisch zwei Gegenstände in Szene setzte, die beide eine wichtige Rolle im Buch spielen – ich verrate hier noch nicht, welche. Seid auf den Cover Reveal gespannt!
Das Cover ist farblich also bis auf das Blutrot in kühlen, zurückhaltenden Tönen gehalten. Die anthrazitfarbene Schrift, die zwei Gegenstände und das Blut darauf geben aber bereits Hinweise auf die dunkle Familiengeschichte der Protagonistin. Ich war hin und weg und der mutige Vorschlag von Katharina gefiel mir – da hatte jemand genau mitgedacht. Und das, obwohl sie keine Zeile aus dem Buchtext kannte. Dennoch – ihr ahnt es – gab es einiges zu fixen. Allerdings eher Kleinigkeiten, denn so ein Buchcover muss viele Punkte ansprechen oder erfüllen.
Hier habt ihr eine Auswahl mit diesen Kleinigkeiten, um euch eine Vorstellung davon machen zu können, wie viel Arbeit in so ein Buchcover gesteckt werden kann. Kein Anspruch auf Vollständigkeit:
- Menge an Blut vs. Menge an roten Blütenblättern (durchaus Diskussionspotenzial, da die Geschichte in den drei Lektoratsrunden weniger blutig, jedoch dramatischer wurde)
- Buchstaben, die sich ursprünglich bekriegten, d.h. der eine Buchstabe ragte in der gewählten Schriftart in den anderen (Lesbarkeit des Titels erschwert)
- Dornenranken, die von der U1 auf die U4 gewandert sind (die Ranken waren meine Idee, das Wandern Katharinas Idee)
- Platzierung des Autorinnennamens oben vs. unten, Farbe hat sich geändert und 3D-Effekt wurde rausgenommen (beim Buchtitel jedoch behalten)
- Blütenblätter hatten zwischendurch einen Bewegungseffekt, der rausgenommen wurde
- Die Idee, den Klappentext auf einer Blutlache zu platzieren, wurde verworfen (ich finde das Endergebnis aber sehr passend!)
- Der Buchrücken war anfangs ein Fragezeichen, da ich meiner Coverdesignerin nicht direkt die Breite mitgeteilt habe und sie standardmäßig von einem 300-400-seitigen Roman ausging (DvH wird knapp 230 Buchseiten haben und ist eine Novelle)
- Korrekte Platzierung des Barcodes auf der U4 (vorgeschrieben von Tolino, dem Distributor)
Und das war nur eine Auswahl. Kein Wunder, dass da viel hin- und her kommuniziert wird (Katharina und ich sind aktuell bei knapp 50 E-Mails), sondern auch viel vom Autorinnenhirn ins Coverdesignerinnenhirn „übersetzt“ werden muss, da ich ja vom Text herkomme und Katharina vom Bild her. Die Zusammenarbeit hat in dieser Hinsicht aber wirklich hervorragend funktioniert und das, obwohl es mir immer wieder psychisch schlecht ging. Ich denke, gerade in unvorhersehbar schwierigen Situationen erkennt man eine gute Zusammenarbeit, bei der beide mit Respekt und Freundlichkeit miteinander umgehen.
Da ich euch nun mit so vielen Infos zugeballert habe, bekommt ihr natürlich auch ein kleines Schmankerl, wenn ihr schon so weit gelesen habt: und zwar einen Coverschnipsel! Ich bin wirklich begeistert und freue mich schon darauf, das komplette Cover und den Buchumschlag mit euch zu teilen. Hier das Dessert zum Drei-Gänge-Menü – wie gefällt euch der erste kleine Eindruck? Hoffentlich weckt er ein bisschen Winter-Feeling!
Danke an alle, die bis hierhin gelesen haben. Ihr seid der Grund, wieso ich trotz aller Schwierigkeiten weitermache. Falls ihr mit der Dunkelheit oder psychischen Problemen kämpft, zögert bitte nicht, euch Hilfe zu holen! Ob von Freund*innen oder professionell. Ich muss mich zum ersten Mal in meinem Leben um Antidepressiva kümmern und habe u.a. Dank Nicht-Diagnose (lest hier dazu mehr, hier findet ihr Teil 2) keine Ahnung, wo ich da anfangen soll. Aber ich bin in diesem Kampf nicht allein und das seid ihr auch nicht, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Macht es euch trotz Dunkelheit mit Kerzen, einem guten Buch und einem Tee bequem und bis zur nächsten Fuchsfeder!
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