Fuchsfeder Nr. 4: Geld ist, was die Welt im Innersten zusammenhält – oder: Wie finanziere ich ein Buch mit wenig Geld?
In einer Folge der Gilmore Girls sagt Rory zu Jess zum Thema Bücher: „I thought you said you didn’t read much?“ und Jess antwortet mit einem schiefen Grinsen: „Well … what is much?“
Und hiermit willkommen zur Fuchsfeder Nr. 4. Laut Instagram-Umfrage habt ihr euch gleich oft die Themen „Wie finanziere ich ein Buchprojekt mit wenig Geld?“ und „Projektplanung im Selfpublishing“ gewünscht. Die logische Schlussfolgerung war, beides in einen Newsletter zu verpacken. Analog zu dem, was Jess oben so treffend formuliert hat, sollte die erste Frage lauten: Wie teuer darf es höchstens werden? Und die zweite: Was für ein Qualitätslevel wollt ihr anbieten?
„Mein 500 Buchseiten langes Fantasy-Epos darf aber bitte nicht mehr als 1.000 Euro kosten“ ist ein valider Wunsch, wird jedoch zwangsweise auf Kosten der Qualität gehen. Warum? Weil ihr im Selfpublishing Leute dafür bezahlt, euch Aufgaben abzunehmen. Also ähnlich wie ein Verlag. Alternativ macht ihr es selbst – wenn ihr richtig gut darin seid, zum Beispiel ein Buchcover zu erstellen, bezahlt ihr nicht mit Geld, sondern Zeit (und ggf. Nerven). Wenn ihr nicht so gut seid, wird das Cover unprofessionell aussehen – und schlimmstenfalls euer Buch deswegen nicht gekauft oder schlecht bewertet.
„Mein Debüt muss mindestens die Ausgaben wieder einspielen“ – viel Spaß, das wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht passieren. Außer ihr habt einen ausgeklügelten Marketingplan, haltet gern euer Gesicht in die Kamera, habt ein großes aktives Netzwerk, seid Influencer und zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Verabschiedet euch lieber von dieser Vorstellung – insbesondere, wenn es euer Debüt ist. Zum Vergleich: Ich (mag Marketing nicht, hält ihr Gesicht semi gern in die Kamera, hat ein großes aktives Netzwerk, ist NICHT Influencer und war vermutlich nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort) habe mit meinem Debüt „Das Azurblau deiner Worte“ etwas mehr als 1/10 der Ausgaben wieder eingenommen.
Reich wird man mit dem Bücher herausgeben garantiert nicht und es wird wahrscheinlich ein Minusgeschäft. Das kann auch beim dritten oder vierten Buch noch der Fall sein – lasst euch davon lieber nicht entmutigen, sondern überlegt vernünftig, was euch wieviel Geld wert ist. Aber woher soll ich denn wissen, wie teuer überhaupt ein*e Lektor*in ist? Und brauche ich ein individuell designtes Cover – geht nicht auch ein Premade oder einfach KI, das kostet gar nichts und ist sekundenschnell generiert?
Zu Preisen für Lektor*innen kann ich nichts sagen, außer: Zu billig ist meist ein schlechtes Zeichen. Wenn ihr nicht wisst, was zu billig ist: recherchiert, zum Beispiel auf der Seite des VFLL. Achtet darauf, dass Lektor*innen eine Ausbildung und Referenzen vorweisen können. Zum Cover: Schämt euch, wenn ihr KI nehmt! Im Ernst: KI, wie sie aktuell im Umlauf ist, bedient sich quasi immer an den digitalen Werken von Menschen. Und zwar, ohne diese zu fragen oder gar dafür zu bezahlen.
Wollt ihr das wirklich mittragen? Und im schlimmsten Fall sogar von eine*r der Künstler*innen verklagt werden? Spart (!) euch das lieber. Premades hingegen sind eine gute Option, wenn ihr wenig Geld ausgeben wollt und das Cover keine besonderen Wünsche braucht. Meist sind kleinere Anpassungen wie Änderung des Titels und Auswahl einer bestimmten Schriftart oder Einsetzen eines Logos im Preis enthalten. Fürs Fantasy-Epos könnte es einfach ein Schloss mit düsterem Wald im Hintergrund und einer hellen, verschnörkelten Schrift sein – würdig, bezahlbar, menschengemacht.
Nun hätten wir Lektorat und Cover abgedeckt. Nicht vergessen: Ein „richtiges“ Lektorat besteht immer aus zwei Runden, einmal Inhalts- und einmal Stillektorat. Nach dem Stillektorat folgen normalerweise das Korrektorat und der Buchsatz. Auch diese kosten Geld, wobei ein Korrektorat günstiger als das Lektorat sein sollte. Warum? Weil der*die Korrektor*in primär Konzentration für die kleineren Fehler mitbringen sollte – das Gros der Arbeit erledigen Lektor*innen zusammen mit den Autor*innen schon zuvor.
Buchsatz ist etwas, das viele Selfpublisher selbst machen, oft aus Kostengründen. Tatsächlich kann der Buchsatz, wenn er sowohl für eBook als auch Print gemacht werden und Sonderwünsche beinhaltet, schnell teuer werden (mehrere hundert Euro). Warum ich Buchsatz abgebe? Weil ich sicher bin, dass es mir überhaupt keine Freude bereitet und ich spätestens nach 30 Minuten wahrscheinlich den Laptop an die Wand werfen würde. Und ein kaputter Laptop ist doch teurer als Buchsatz, oder? 😉
Immer sehr empfehlenswert ist es, sich eine Excel-Tabelle anzulegen. So habt ihr einen Überblick darüber, was wie teuer ist, wo ihr noch Geld bezahlen müsst (viele Lektor*innen und Coverdesigner*innen rechnen nicht sofort alles ab, sondern mindestens in zwei Raten) und wie teuer euer Buchprojekt insgesamt ist. Das 500 Buchseiten lange Fantasy-Epos kann auch mit eher günstigem Lektorat und Premade-Cover schnell bei 3.000-4.000 Euro liegen.
- ggf. Kosten an euren Distributor für Print, für eBook meist kostenlos
- Schalten von Werbeanzeigen (Online Marketing)
- Drucken von Marketingmaterial (Offline Marketing)
- Drucken von Eigenexemplaren (um sie z.B. an Verwandte und Freund*innen oder auf Lesungen/Buchmessen zu verkaufen)
- Optionales Zusatzmaterial, z.B. Charakterkarten oder Illustrationen
- sonstige Goodies für Bloggerboxen
- Impressumsservice (ihr müsst eine gültige Adresse für Bücher sowie eure Homepage angeben)
Ihr seht: Nach oben ist fast alles offen. Wenn ihr ein Buch mit wenig Geld herausgeben wollt, überlegt euch vor allem: Was brauche ich wirklich? Was will ich z.B. Blogger*innen anbieten – braucht es wirklich große Boxen? Ich habe beim Release von DAdW nicht einmal Printexemplare versandt – das Budget war schlicht nicht da. Stattdessen gab es kostenlose eBooks und auf Wunsch Charakterkarten per Post.
Nur eine Bloggerin hat sich diese gewünscht, der Rest war zufrieden mit den kostenlosen eBooks. Blogger*innen werden oft mit diesen Boxen geradezu zugedeckt – hier ist also ein guter Punkt, zu sparen. Aber: Seid transparent in der Kommunikation. Nicht, dass hier doch jemand enttäuscht wird und die Zusammenarbeit davon belastet wird. Die Charakterkarten von Luca und Lavinia hat Amani Padda zwar superschön gestaltet, jedoch habe ich auch ein Jahr später noch einige davon übrig. Diese Ausgabe werde ich für DvH vermutlich einsparen.
Was ich übrigens bei DvH bereits eingespart habe, war das Korrektorat. Erstens wurde das Lektorat durch die zusätzliche Runde Inhaltslektorat deutlich teurer. Zweitens war mein letztes Korrektorat von freundlicher Zusammenarbeit, aber leider auch keiner guten Fehlerfind-Quote geprägt. Schade – aber jetzt bin ich um eine Erfahrung reicher. Harr harr. DAdW war übrigens trotzdem fast fehlerfrei, weil meine Lektorin Xenia, ich selbst und meine Buchsetzerin Anika fast alle Fehler gefunden haben 😊
- Keiner kann euch verbieten, ein unlektoriertes Buch mit schnell zusammengebasteltem Cover auf den Markt zu werfen. Überlegt euch aber, wie professionell ihr als Autor*innen wahrgenommen werden wollt
- Qualität hat ihren Preis. Qualitativ hochwertig aussehende Bücher zum kleinen Preis sind auf dem Rücken anderer entstanden. Sei es, weil ihr eure*n Lektor*in unterbezahlt habt oder KI-generierte Cover zusammengeklaut habt
- Recherchiert Preise, stellt unverbindliche Anfragen. Seid transparent und offen – viele Selfpublisher geben Bücher mit begrenzten Geldressourcen heraus. Es nutzt niemandem, bei wenig Geld herumzudrucksen, auch euren Auftragnehmer*innen nicht
- Überlegt euch, welche Ausgaben ihr rund um das Buch machen müsst oder machen könnt. Was davon wollt ihr unbedingt, was ist optional?
- Spartipp Nr. 1: Welche Aufgaben, z.B. im Marketing, könnt ihr selbst übernehmen, welche gebt ihr lieber ab? Faustformel: Selber machen = Zeit und ggf. Nerven, abgeben = Geld loswerden und koordinieren
- Spartipp Nr. 2: Sucht euch Lektor*innen, die vielleicht noch am Anfang stehen. Oft bieten diese zu Beginn niedrigere Preise an
- Spartipp Nr. 3: werdet Bestandskund*innen. Viele Dienstleister*innen bieten Rabatt schon ab der 2. Zusammenarbeit
Das war der Tragödie erster Teil (Spaß beiseite). Da sich auf Instagram genauso viele Follower „Projektplanung im Selfpublishing“ gewünscht haben, werde ich dieses Thema noch aufnehmen. Welche Fuchsfeder genau es wird, ist noch unklar, denn mein Urlaub steht unmittelbar bevor. Es kann sein, dass ich euch Anfang Oktober, wenn ich zurück bin, doch schon einen Schnipsel des fertigen Covers zeigen kann. Aber "Projektplanung" wird definitiv noch kommen!
Und jetzt, ihr Lieben, genießt das goldene Herbstlicht, die endlich wieder kühleren Temperaturen, deckt euch mit Pumpkin Spice Latte und Gilmore Girls (die Originalserie, bitte nicht diesen Quark „A year in the life“) und Kuschelpullis ein und genießt die Lesezeit. Bis zur nächsten Fuchsfeder, ich pack jetzt meinen Koffer weiter und düse dann Richtung Kanada und USA!
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