Mein Selfpublishing-Projekt
Folge 1: Warum (doch) Selfpublishing?
Kaum etwas fällt mir so schwer, wie mich zu bewerben. Im Gegensatz zu Jobs, mit denen ich meine Miete verdiene, höre ich nach Bewerbungen bei Verlagen und Agenturen meistens – nichts. Zu große Konkurrenz, kein hippes Thema, und ... nicht genügend Talent? Das Exposé zündet nicht in den ersten drei Zeilen? Ab damit in den (digitalen) Papierkorb.
Wenn ich Bewerbungen für Verlage/Agenturen geschrieben habe, so steckte darin immer viel Mühe und Arbeit. Kein Mailanschreiben glich dem anderen, die Referenztitel im Exposé versuchte ich, wenn möglich, im Verlag erschienenen Titeln anzupassen. Im Schnitt saß ich an einer Bewerbung 3-4 Stunden. Danach war mein Kopf meist leer und mein Herz voll – mit der Angst vor Ablehnung, oder noch schlimmer: dem komplett ignoriert werden.
Ich habe lange gesagt, dass ich kein Selfpublishing machen möchte. Kein Geld, keine Ahnung von Marketing und zu wenig Selbstbewusstsein, um mich ganz alleine hinzustellen und zu sagen: Kauft mein Buch, es wird super. Durch Kontakte zu Autor*innen, die bereits veröffentlicht hatten (in Verlagen, im Selfpublishing oder beidem), bekam ich langsam eine Ahnung, dass gutes Selfpublishing ordentlich was kostet. Nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Wissen. Aber auch als Verlagsautor*in muss man sich mehr und mehr selbst ums Marketing kümmern. Weil das Budget, gerade bei Imprints und für Debüt-Autor*innen, immer kleiner wird. Und gut gemachtes Selfpublishing steht Verlagen in nichts nach!
Irgendwann kam die Pandemie. Von einem Tag auf den anderen beschränkte sich mein Sozial- und Berufsleben primär auf mein Zimmer. Cafés und Restaurants sah ich eine Weile gar nicht mehr von innen. Schlecht für die Psyche, gut für den Geldbeutel. Ziemlich genau ein Jahr nach dem ersten Lockdown wechselte ich im März 2021 den Job. Grund dafür war die zu schlechte Bezahlung in der vorherigen Stelle. Unbewusst hatte ich mir damit das erste Tor zum Selfpublishing geöffnet: Das Geld.
Geld ist etwas, worüber in der Buchbranche ungern und zu wenig gesprochen wird. Die Wahrnehmung Nicht-Schreibender ("Schreib doch noch nen Harry Potter, das wird bestimmt ein Bestseller!") und Schreibender ("10 Prozent Verdienst pro verkauftem Buch, obwohl ich den Text und die Ideen liefere. Uff") klafft oft auseinander wie eine Schlucht. Einer der Vorteile des Selfpublishing ist, dass Autor*innen mehr als die mageren 10 Prozent pro verkauftem Buch einstecken können. Aber dafür musst du doch auch erstmal Geld ausgeben!, rief meine innere Spar-Jenny. Viel Geld, das du nicht hast!
Hmm, nun, inzwischen doch. Nicht viel, aber genügend. Und die ganzen Male, die ich Stunden in Recherche, Bewerbungen und Übersichtspläne über Ablehnungen investiert habe – alles unbezahlte Arbeit, hielt Pragmatiker-Jenny entgegen. Spar-Jenny verstummte daraufhin und fuhr erst wieder aus der Dunkelheit des Vergessens hervor, als Business-Jenny ihren ersten Vertrag abschloss.
Das Lektorat war der einzige Bereich, in dem ich dank der drei Anthologien (klick hier für einen Überblick) ungefähr wusste, was mich erwartet. Also fing ich damit an, mir eine Lektorin zu suchen. Wie ich sie fand und warum ich mich als überwiegende Fantasy-Autorin dafür entschied, als erstes Romance zu veröffentlichen, lest ihr beim nächsten Mal.
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