Fuchsfeder Nr. 1: Lange Pause und frische Ausblicke oder: Was um Himmels Willen habe ich seit August getrieben?

Fuchsfeder Nr. 1: Lange Pause und frische Ausblicke oder: Was um Himmels Willen habe ich seit August getrieben?
Herzlich Willkommen zu Fuchsfeder - dem neuen Namen für meinen Newsletter

Erinnert ihr euch noch an diese Autorin, die mehr oder minder regelmäßig Newsletter verfasste, die laut Rückmeldungen (danke dafür!) manche sogar lesen und mögen? Nein? Ist in Ordnung. Ich mich auch nicht mehr. Zu lange ist es her, dass man zuletzt von ihr las. Doch nun ist es wieder so weit. Streicht über eure gefüllten Festtags-Bäuchlein, lehnt euch zurück und lest das erste Lebenszeichen besagter Autorin seit … August.

Man munkelt, sie heiße Jenny und habe im September, wenige Tage nach dem letzten Newsletter, einen neuen Brotjob angefangen. Ihr wisst schon, diese Dinger, die die Miete zahlen, wenn es das Schreiben schon nicht tut. Man munkelt außerdem, sie habe einen Quereinstieg in die IT-Branche gemacht. Nun, was soll ich sagen: Alle Gerüchte sind wahr.

😬
Was ich vermutet, aber dann doch nicht so ganz erwartet hätte:
1.) Es ist verdammt anstrengend, einen Quereinstieg zu machen.
2.) Es ist generell anstrengend, in einen neuen Job einzusteigen, in dem viele Menschen selten bis nie im Büro sind (IT-Branche, wir erinnern uns).
3.) Es ist schön, aber auch vereinnahmend, auf einen Schlag dann doch einige neue liebe Menschen kennen zu lernen (die paar, die immer wieder ins Büro kommen/teils kommen müssen).
4.) Ich schaffe es irgendwie, neben einem neuen Brotjob und Quereinstieg weiterhin zu schreiben. Und seien es mittelmäßige Gedichte. Oder ein Kurzroman (mehr dazu später.)
5.) Was ich nicht schaffe, sind Instagram und Newsletter zusätzlich am Laufen zu halten. Selbstmarketing und dauernde Müdigkeit vertragen sich schlecht bei mir. Oder lächelt ihr gern mit 10 cm tiefen Augenringen in die Kamera?

Das Jahr 2023 war kein leichtes für mich. Irgendwie waren das 2021 und 2022 auch nicht, wo ich zwei Beinahe-Burnouts bekam. Ist überhaupt nicht glamourös und definitiv nicht zum Nachmachen empfohlen. Merke: Wenn der damalige Brotjob fordernd ist und du ein Selfpublishing-Projekt hast, solltest du vielleicht keine Sensitivity Reading-Aufträge annehmen, bei denen du innerhalb von 2-3 Wochen 400-500 Seiten lange Manuskripte prüfen musst. Es ist nicht lustig, um 7 Uhr für den Brotjob aufzustehen und mit zwei Essenspausen bis 23 Uhr am SensRead zu arbeiten. Bitte, bitte macht das nicht nach!

2023 war zwar Burnout-frei. Dafür gab es eine Krise nach der nächsten. Es fing mit einer privaten Krise im Januar an. Dann folgte eine monetäre – da mein voriger Brotjob nicht sonderlich gut bezahlt war und der Vertrag nicht verlängert wurde, musste ich irgendwie von 2/3 des Netto-Gehalts leben, parallel dazu rapide steigende Gaspreise zahlen (Berliner Altbau, yay) und generelle Inflation mit einem harten Schlucken an der Supermarktkasse hinnehmen. Es war zeitweise so schlimm, dass ich wirklich dachte, ich könnte mein fast fertig geplantes Buch nicht mehr veröffentlichen.

Parallel dazu machte ich die Online-Weiterbildung zum Scrum Master. Online hieß, das Haus nicht verlassen müssen. Praktisch, aber irgendwie auch nicht hilfreich, wenn man eh schon viel zu Hause herumsitzt. Die Situation schlug auf mein Gemüt und machte mir die letzten Monate vor der Veröffentlichung von Das Azurblau deiner Worte sehr schwer. Permanent kreisten meine Gedanken um kommentarlose 1-Sterne-Rezensionen, um komplettes Ignoriert werden am Tag der Veröffentlichung, um spontane Ausfälle von meinen Bloggerinnen-Team.

Nun, das meiste davon trat tatsächlich nicht ein. Viele Autorenkolleg:innen berichten davon, dass sie auf die Veröffentlichung hin fiebern und danach erst einmal in ein Loch fallen. Nun, ich war in dieses Loch mehrere Wochen vor der Veröffentlichung abgetaucht. Heißt: Nach der Veröffentlichung war ich primär eines: erleichtert. Und endlich ein bisschen gleichgültiger. Selbst wenn es niemand kaufen würde, selbst wenn ich irgendwelche großen Fehler übersehen hätte: Was sollte ich noch groß daran ändern? Und ganz ehrlich: Es war mein Debüt.

Sommerliches Buch in südfranzösischer Wildbahn gesichtet! Lässt sich einfangen auf Thalia.de, Hugendubel.de und genialokal.de

Beim Rückblick auf Bücher anderer Autor:innen fiel mir auf: Das interessanteste Buch ist meist das neueste. Debüts sind oft erst wieder relevant, wenn die Leser:innen Buch Nr. 3 oder 7 gelesen haben, es gut fanden und es noch eine Weile dauert, bis das nächste erscheint. Dann, und erst dann fangen Leser:innen an, sich nach früheren Büchern umzusehen. Ob die Wahl dann aufs Debüt fällt, ist wiederum fraglich.

Es gibt hervorragende Debüts, die dauerhaft mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Leider ist der Buchmarkt aber auch für Selfpublisher eher kurzlebig. Für mein Debüt hieß das: In zwei bis drei Jahren kräht wahrscheinlich kein Hahn mehr danach. Klingt für andere deprimierend, mich befreite es eher. Fragt nicht, wie mein Hirn funktioniert. Ich weiß es auch nach 36 Jahren noch nicht so genau, manchmal. Aber nun zum Eingemachten, wegen dem ihr (seien wir ehrlich!) wirklich hier seid: Wie hat „Das Azurblau deiner Worte“ denn nun performt? Ich präsentiere euch:

🍽️
Das 7-Gänge-Menü der harten Fakten:
- Ich habe von 50 bestellten Eigenexemplaren ca. 35 direkt verkauft. Das meiste an Bekannte, ein paar Exemplare auch auf Lesungen. Ein paar Bücher liegen noch immer in Buchhandlungen, bei denen ich DAdW vorgestellt habe.
- Auf insgesamt vier Lesungen stellte ich mein Buch vor. Zwei davon initiativ und mit einem tollen Team geplant, zwei davon spontan. Eine davon initiiert von der Indie-Autorin Franziska Szmania – sie hat übrigens auch einen sehr lesenswerten Newsletter!
- Auf Amazon KDP, wo mein eBook ist, habe ich gesamt bisher 37,44 Euro verdient (KDP und Kindle Unlimited, Tantiemenplan 70%, Stand Ende Dez. 2023).
- Laut Internet-Recherche habe ich bisher 15 Rezensionen (ohne Instagram) bekommen, die meisten 4 oder 5 Sterne. Ein paar Rezensent:innen waren nicht so zufrieden und haben 3 Sterne vergeben. Alle „schlechteren“ Rezensionen waren nicht so schlimm wie befürchtet. Das Ende sorgte – wie erwartet – für Gesprächsstoff.
- Tolino, mein Distributor für Printbücher sagt, ich habe bisher 82,68 Euro verdient (über Seiten wie Thalia.de, Hugendubel.de, Genialokal.de … es gibt zig Alternativen zum großen A, bei denen der Buchhandel nicht leer ausgeht). Stand Ende November.
- Von den vier Buchhandlungen, bei denen ich mein Buch im Sommer 2023 vorgestellt habe, haben es zwei ins Sortiment genommen. Heißt: Erfolgsquote von 50 Prozent. Die eine Buchhandlung in Potsdam hat mir bis heute keine eindeutige Rückmeldung gegeben. Meine Kontaktperson meinte nur, ihr habe das Buch gut gefallen und sie würde sich dafür einsetzen, dass die Chefin es ins Sortiment nehme. Also vielleicht sogar eine Erfolgsquote von 75 Prozent. Die etwas humorlose Berliner Buchhändlerin, mit der ich das einzige schreckliche Gespräch (hier nachzulesen) hatte, konnte übrigens nicht verhindern, dass ihre Chefin mein Buch ins Sortiment nahm. Wer hätte gedacht, dass ein im Selfpublishing erschienenes Buch ein Buch ist. Ha!
- Ich habe außer auf Instagram keinerlei Online-Werbung gemacht. Das ist einerseits einer Mischung aus Überforderung und Unwillen zu verdanken, was das Thema Marketing angeht. Andererseits schlicht Geldmangel. Denn Werbung kostet Geld – oder Zeit und Nerven. Ich habe mich für die Zeit und die Nerven entschieden. Ahnungslose Buchhändler:innen mit Marketingmaterial und Leseexemplaren überfallen ist schließlich auch Werbung, oder?

Was ich auch festgestellt habe, mit einem grimmigen Lächeln: Es gab genau null kommentarlose 1-Sterne-Rezis. Wieso habe ich grimmig gelächelt? Weil ich gemerkt habe: So wichtig/erfolgreich, dass du schon Neider:innen auf dich ziehst, bist du nun auch wieder nicht. Waren meine Versagensängste auch nur eine Seite von unterdrücktem Größenwahn? Wir werden es wohl nie erfahren (an dieser Stelle dramatische Filmmusik einfügen).

Da ich spätestens ab August keinerlei Werbung mehr für „DAdW“ machte, verschwand es auch recht schnell von der Bildfläche. Nun ja, wenn ihr den Grund dafür wollt, scrollt an den Anfang dieses Newsletters. Nach so viel Retrospektive habe ich aber auch noch ein paar Ausblicke in die Zukunft. Schnallt euch gut an, greift nach dem (Heiß-)getränk eurer Wahl und seid gespannt!

Erstens, dieser Newsletter wird ab sofort „Fuchsfeder“ heißen. Weil sich die Zeichen in Richtung Füchse verdichtet haben. Wie das? Nun, zum einen kam ich auf der Buch Berlin 2023, die ich gemeinsam mit der wunderbaren Hannah und der zauberhaften Steffi, meiner Logo-Designerin, besuchte, an einem entzückenden Pin-Stand vorbei. Zwei Pins mussten mit: Eins von einer Fledermaus, deren ausgebreitete Flügel einen Sternenhimmel zeigten. Und eins von einem Fuchs, der nicht neun, aber immerhin acht Schwänze hatte. (Es gibt ein bekanntes koreanisches Volksmärchen von einem Mädchen, das sich in eine neunschwänzige Füchsin verwandelt und nebenbei ihre ganze Familie abmetzelt. Bitte, gern geschehen.)

Traumhaft schöne Pins von Klunkerschatz. Huch, da ist mir rechts unten doch glatt eine politische Message reingeraten!

Und zum anderen lief an dem Café, in dem ich gerade diesen Newsletter schreibe, gerade eben ein Fuchs vorbei. Er sah ziemlich räudig und zerrupft aus. Aber ich bin mir sicher, dass auch das ein Zeichen des Universums war. (Hoffentlich ein Gutes.) Vielleicht auch reiner Zufall, aber ich finde die Variante mit dem Universum irgendwie schöner.

Also herzlich Willkommen zur ersten Fuchsfeder!

Nächste Neuigkeit: Ich habe ja schon angedeutet, dass ich nicht untätig war in der Zeit, in der ich auf Instagram und hier vom Erdboden verschluckt war. Neben mittelmäßigen Gedichten, die vermutlich niemals veröffentlicht werden (nein, auch hier eher nicht!), habe ich seit Ende November einen Kurzroman rausgehauen. Spontan, ohne Plotten. Knapp 30.000 Worte, am 23. Dezember beendet. Diejenigen, die mich etwas besser kennen, wissen: Ich plotte immer, wenn es länger als eine Kurzgeschichte wird. Okay, meist sogar bei Kurzgeschichten. Hier musste die Story aber einfach … raus. Börps. Sorry.

Worum es bei dem Kurzroman geht und ob der veröffentlicht wird? Ich gebe euch nur einen ersten zarten Hinweis: Enemies to lovers und ein paar Verweise auf Dornröschen, aber kein Retelling, sondern etwas Neues, Düsteres. Na, neugierig geworden? Also spitzt einen eurer acht Fuchsschwänze und seid gespannt auf den nächsten Newsl… äh, die nächste Fuchsfeder!

Euch hat der Newsletter gefallen? Dann erzählt es gern weiter! Ob Flüsterpost oder Instagram: The more, the merrier :-)


Ihr habt die bisherigen Folgen verpasst? Hüpft doch auf meine Website und lest es nach. Viel Spaß dabei!