Mein Selfpublishing-Projekt Folge 5: Titlein, Titlein an der Wand, wer ist der Beste im ganzen Land?
In der letzten Folge ging es um die Wahl des passenden SP-Distributors. Heute beschäftigen wir uns mit der eierlegenden Wollmilchsau, auch bekannt als: Der Titel meines Werkes. Warum eierlegende Wollmilchsau? Der Titel ist zusammen mit dem Cover das Erste, was potenzielle Käufer:innen von einem Buch wahrnehmen. Er ist also wichtig, klar. Aber warum macht Business-Jenny so einen Terz draus?
Der Titel muss sofort ansprechen. Die Stimmung des Buches in wenigen Worten einfangen. Das Genre klarmachen. Nicht schon vergeben sein. Nicht zu generisch klingen. Nicht zu ausgefallen klingen. Nicht zu kitschig klingen (remember, ich schreibe Romance, aber nicht die Sorte ohne jeglichen Tiefgang). Der Titel, predigt Business-Jenny, ist eines deiner wichtigsten Marketing-Tools fürs Buch. Das muss sein wie bei der perfekten Jeans: sitzt, wackelt und hat Luft!
Pragmatiker-Jenny sah Business-Jenny eine Weile dabei zu, wie sie sich austobte: Umfragen auf Instagram und Discord, ein Mindmap und sogar Karteikarten beschriften. Am meisten geholfen hat mir das Mindmap. Spar-Jenny überlegte, ob das Cover teurer wird, je mehr Varianten unterzubringen sind – kein Witz, bei den meisten Coverdesignern sind zwei Runden im Preis enthalten. Wenn Autor:innen fünf Mal den Titel abgeändert haben wollen, wird das schwierig bzw. teuer.
Irgendwann rief Pragmatiker-Jenny den Zeitplan in Erinnerung, den meine Buchcoachin Magret Kindermann verfasst hatte. Darauf stand was von "Cover im Juli". Aber es muss perfekt sein, weniger akzeptiere ich nicht!, rief Business-Jenny und warf die Hände in die Luft. Und ich schmiss meine Denkmaschine an. Kennt ihr das, so eine Art Hyperfokus, wo das Gehirn die ganze Zeit über an einer Problemlösung arbeitet? Man überlegt beim Essen. Beim Wäschefalten. Beim Duschen. Beim Einschlafen (die Waffe gegen Vergessen: Notizbuch und Stift neben das Bett). Die besten Ideen kommen mir tatsächlich beim Wäschefalten. So auch die Idee zu dem Titel, der es letzten Endes wird.
Bevor ich euch diesen verrate (Weltpremiere, ha!), möchte ich euch zentrale Schlagworte sowie eine kleine Auswahl der circa 40 (richtig gelesen) Titel geben, die ich mir gemeinsam mit anderen überlegt hatte. Auch meine Buchcoachin Magret half mir dabei, diese zu strukturieren und zu kommentieren. Here it goes, enjoy:
- Sommerromanze, Mittelmeer/Frankreich
- slow burn romance
- wholesome romance
- realitätsnah, auch Erzählperspektive des Protagonisten
- leichte Sommerlektüre mit ernsten Untertönen (New Adult)
- Zielpublikum: Frauen zwischen 20 und 35 Jahren
Kleine Auswahl – ungefähr die Hälfte aller Titel:
- Die Katze auf dem Balkon (Arbeitstitel von 2008)
- Eine Woche in Nizza
- Wolkenfee und Wellengott
- Wie Licht, das auf Wasser fällt
- Wo Meer und Himmel sich küssen
- Licht auf azurblauem Wasser
- Zwischen Wellen und Himmel fängt sich das Licht
- Bleib, bitte
- Wenn du weißt, was Alleinsein heißt
- Arcobaleno mit dir
- Côte d'Azur mit dir
- Zitrusduft und süße Küsse
- Salz und Sonnencreme
- Mittelmeersommer mit dir
- Die Wärme deiner Worte
- Noch zehn Minuten mit dir
- Das Azurblau deiner Worte
Ihr ahnt, weshalb ich den ursprünglichen Titel früh verworfen habe: "Die Katze auf dem Balkon" klingt weder nach Romance noch New Adult. Es gibt zwar eine Katze und einen Balkon in der Geschichte, sie spielen aber untergeordnete Rollen. Der Titel muss eine Ahnung vom Geschehen geben, noch bevor potenzielle Käufer:innen den Klappentext lesen. Gleichzeitig möchte ich nicht, dass der Titel marktschreierisch etwas verkauft, das ich nicht biete. "Wilde Nächte an der Riviera" war also gleich raus ;)
Der wichtigste Tipp bei der Titelsuche ist: Fragt andere! Klar seid ihr letzten Endes diejenigen, die entscheiden, was die Coverdesignerin auf euer Buch packt. Aber nirgends hilft die Sichtweise von außen so sehr wie hier. Deshalb an dieser Stelle ein großes Danke an alle, die mir geholfen haben! Mehr Hirne brainstormen besser :) Zu dem Titel, der es letzten Endes geworden ist, bin ich über drei Punkte gekommen:
2. Er musste irgendwie herausstechen. Gar nicht so einfach im hart umkämpften New Adult-Markt.
3. Er sollte nicht auf Englisch sein. Das fand ich unpassend für eine Story zwischen einem Italiener und einer Deutschen, die in Südfrankreich spielt.
Viele der gefundenen Titel wurden mir irgendwann zu generisch, zu nichtssagend. Die Metaphorik mit Meer und/oder Himmel wollte ich aber zumindest in Ansätzen drin haben. Denn es gehört nicht nur zum Text, dass dieser am Mittelmeer unter blauem Himmel spielt, sondern auch, dass sich die beiden Protagonisten zu den Elementen Wasser (Luca) und Himmel (Lavinia) hingezogen fühlen. Daher auch "Wolkenfee und Wellengott" – das sind die Spitznamen, die beide einander scherzhaft geben. Diese erschließen sich aber erst spät im Laufe des Textes – wir erinnern uns: Der Titel muss für potenzielle Käufer*innen funktionieren, noch bevor diese den Klappentext lesen oder ans Ende des Textes kommen.
Jetzt sagt ihr: Spann uns nicht länger auf die Folter, welcher Titel ist es denn geworden, Jenny? Nun, hier die Auflösung (Trommelwirbel):
Eine Erzählung aus Nizza
Dieser Titel war zusammen mit "Noch zehn Minuten mit dir" bis zuletzt im Rennen. Bei "Noch zehn Minuten mit dir" gefiel mir, dass er die Spontaneität der Treffen zwischen Luca und Lavinia gut widerspiegelt. Durch das "mit dir" wird klar ein Romance-Bezug deutlich. Man fiebert (hoffentlich) mit, ob sie sich nochmals treffen und für wie lange jeweils. Dennoch klang er nach einer Weile zu generisch für mich und leider fehlte jegliche Anspielung auf den Handlungsort Nizza, der nach meiner Suche auf diversen Buchportalen recht selten und damit hervorzuheben ist (Stichwort Kaufargument!).
Umso erleichterter war ich, dass sich bei der zweiten Instagram-Umfrage "Das Azurblau deiner Worte" klar durchsetzte, und zwar mit dem Untertitel aus der obigen Checkbox. Business-Jenny und Pragmatiker-Jenny waren sich einig, und Spar-Jenny atmete erleichtert auf. Dieser Titel sprach anscheinend nicht nur in mir etwas an. "Azurblau" verweist auf die Farbe, die an der Côte d'Azur am stärksten dominiert. Die Küste ist sogar benannt nach der Farbe "Azur". Ein strahlender, intensiver Blauton , der sowohl ans Meer als auch an den Himmel erinnert. Ein Volltreffer nach langem Kopfzerbrechen!
Der Farbe Blau haftet außerdem etwas Beruhigendes, aber auch Melancholisches an. Das passt zu einer wholesome Romance, wo die Protagonisten sich auch mal streiten, aber in keiner Weise toxisches Verhalten an den Tag legen. Unter der sommerlich-leichten Atmosphäre sprechen sie über zentrale Themen im Leben junger Erwachsener wie Unabhängigkeit von den Eltern, den Umgang mit Gefühlen und die Suche nach dem richtigen Job oder Studium. "Deiner Worte" als zweite Titelhälfte spielt auf die zahlreichen Dialoge in der Geschichte an. Es handelt sich um eine slowburn Romance. Mehr als dass beide sich schnell körperlich annähern, erkunden sie gemeinsam Orte und den Charakter des anderen. Und wie könnte man das besser machen als durch Reden?
Na, habt ihr Lust bekommen, "Das Azurblau deiner Worte" zu lesen? Beim nächsten Newsletter schreibe ich vielleicht über die Covergestaltung. Oder über den Klappentext, denn den habe ich als Vollprofi natürlich noch nicht an meine Cover-Designerin übermittelt. Business-Jenny steht schon auf der Matte und zieht eine Braue hoch. Das kann ja heiter werden. Danke fürs Lesen und ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag!
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