Mein Selfpublishing-Projekt Folge 6: Das Buchcover oder Schönheit liegt nicht im Auge des Betrachters
Beim letzten Mal ging es um die anstrengende, aber lohnende Titelsuche. Der Titel ist das zweitwichtigste an einem Buch. Das Wichtigste in Zeiten von Instagram, TikTok und (digitaler) Werbeanzeigen ist: genau, das Cover. Und wo der Titel sitzen muss wie die perfekte Jeans, ist das Cover das dazu passende Oberteil. Es soll Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber wertig aussehen. Denn mir war klar: Ich mache nicht die Sorte Selfpublishing, die ein Cover hat, das wie selbst gebastelt aussieht. Sondern die, die aussieht und sich liest wie ein Verlagsbuch – bis auf das Logo, das nicht drauf ist.
Schreiende Farben waren schonmal raus, denn sie passen weder zu meiner Story noch zum Genre New Adult Romance. Bei der Titelsuche hatte ich geschrieben, dass Azurblau eine wichtige Rolle spielt, denn laut meiner Umfrage auf Instagram verbinde nicht nur ich diese Farbe mit der Côte d'Azur. Hier nochmal der Blauton, den ich meine. Die Blau- und Lilatöne sah ich schon vor meinem inneren Auge, als ich den Titel gewählt habe (hier könnt ihr übrigens mehr dazu lesen). Dazu ein paar Blumen, weil Romance, Nizza und Blumen passt wie A… auf Eimer, finde ich.
Ich schrieb also eine Mail an meine Coverdesignerin Emily Bähr und bekam von ihr ein paar Wochen später den ersten Entwurf zugeschickt. Die Blau- und Lilatöne stimmten, die Blumen hatten einen wunderschön zarten Wasserfarbeneffekt. So weit, so gut. Was mir als erstes negativ auffiel, war die Schrift: viel zu schnörkelig und auf Distanz eher schlecht lesbar. Das Cover muss (ähnlich wie die eierlegende Wollmilchsau namens Buchtitel) nämlich sowohl auf einem Taschenbuch als auch als Vorschaubild im Webshop gut aussehen. Zu hell durfte es also nicht werden, denn weiß auf weiß geht unter.
An sich war es also schlau von Emily, einen nicht zu cleanen Hintergrund einzubauen. Im ersten Entwurf war dieser allerdings noch recht unruhig – stilisierte Palmenblätter fand ich zusammen mit den zarten blaulila Blumen dann doch etwas too much. Hinzu kamen einige goldfarbene Sprenkel, die zwar perfekt zum Genre New Adult Romance passten, aber auch ein bisschen zu viel des Guten für mich waren. Ich konnte die Sprenkel gleich als Foliendruck vor mir sehen, der sich glänzend oder glitzernd vom Rest des matten Covers abhebt. Hier gibt es nur ein Problem: Ich bin leider kein Großverlag und habe nicht so viel Geld.
Trotzdem war klar, dass drei Dinge sich ändern sollten:
- Der Hintergrund sollte stimmiger mit den Blumen werden.
- Die goldenen Sprenkel mussten weg/weniger werden.
Beim zweiten Entwurf änderte Emily die Schrift, die mir sofort besser gefiel. (Danke hier an meine Discord-Crew, die mir fleißig hierzu Feedback gab!) Dazu schickte sie mir gleich drei Varianten: einmal mit blauen Sprenkeln, einmal mit weniger goldenen Sprenkeln und einmal ganz ohne. Ich war zuerst für ganz ohne. Den Hintergrund hatte sie statt der unruhigen Palmenblätter durch Blätter ersetzt, die denen der Blumen ähnelten. Hier kommen wir zu einem etwas komplizierteren, aber nicht weniger spannenden Teil des Coverprozesses. Denn die Blätter im Hintergrund passten zwar besser zum Vordergrund, aber dennoch gab es drei Dinge, die noch nicht ganz gelungen waren:
- An der rechten Ecke hatte sie einen Klecks im Wasserfarbenstil angebracht. Dieser sollte vermutlich dafür sorgen, dass das Cover in Webshops unten rechts nicht zu "nackt" aussieht. Ursprünglich waren dort Blumen, die sie auf meinen Wunsch hin verringert und ins Zentrum gerückt hatte.
- Die Fallrichtung der Blätter stimmte noch nicht ganz.
"Fallrichtung?", fragt ihr euch jetzt vielleicht. Mir selbst wäre es vermutlich gar nicht so deutlich aufgefallen, aber die wunderbare Marie Tėres hat nicht nur einen wesentlich besseren Blick auf grafische Dinge als ich, sondern nahm auch das Cover genau unter die Lupe. Und bevor ihr nur noch Bahnhof versteht, zeige ich euch erst einmal den isolierten Hintergrund (aber nicht in der finalen Fassung, sondern im Zwischenentwurf):
Die drei Blätter, die sich links von dem "Traubendings" befinden, sowie das Blatt am rechten Rand, das direkt überm Klecks liegt, zeigen nämlich nicht in dieselbe Richtung wie der Rest. Sie entsprechen auch nicht den diversen Fluchtpunkten, die das Bild hat. Der Blick soll aufs Zentrum gelenkt werden, also dort, wo die Schrift und der Autorinnenname (mein Name! immer noch so surreal) stehen. Stattdessen schwirren sie etwas im Raum herum. Es fiel mir selbst zuerst nicht so auf – aber vermutlich liegt das auch daran, dass sie im Hintergrund und recht transparent sind.
Ich "übersetzte" also zwischen Marie und Emily und gab Emily Maries Verbesserungsvorschläge mit. Zugegeben hatte ich ziemlich Bammel, dass Emily meine Vorschläge nicht verstehen würde, weil sie von einer aufmerksamen anderen Autorin stammten. Meine Bedenken waren jedoch unbegründet. Emily spielte ein bisschen an der Fallrichtung der Blätter und ersetzte die "Traubendinger" und den Klecks rechts unten durch weitere Blätter. Dadurch wurde das Cover richtig rund und stimmig.
Ihr seht – so ein Cover kann eine Weile brauchen, bis alles passt. Jetzt bin ich aber richtig zufrieden. Und die goldenen Sprenkel sind zurück, aber etwas sparsamer dosiert. Wenn ich den Cover Release nächstes Frühjahr mache, werdet ihr sehen, warum. Ach ja, apropos Cover: Möchtet ihr vielleicht einen Ausschnitt sehen? Sozusagen eine zweite kleine Weltpremiere. Ja? Ja. Na dann, viel Freude beim Betrachten :)
Warum habe ich in der Überschrift nun aber geschrieben "Schönheit liegt nicht im Auge des Betrachters"? Weil Buchcover vor allem potenziellen Buchkäufern gefallen müssen. Und weil diese, wie auch ich, Teil des Buchmarktes sind. Es wäre unüberlegt, sich als Selfpublisher dem Buchmarkt entziehen zu wollen. Mein Ziel ist es schließlich, nicht nur meinen Traum zu erfüllen, ein eigenes Buch zu veröffentlichen, sondern auch, ein paar dieser schicken Dinger zu verkaufen. Es gibt je nach Buchgenre sogenannte Covertrends, denen man sich unterwerfen sollte – oder wenn man dies nicht tut, sollte man sie zumindest geschickt brechen, so wie Klischees. Wenn ihr mehr darüber lesen wollt, so empfehle ich euch das Interview, das die Autorin Annie Waye mit meiner Coverdesignerin Emily geführt hat.
Und im nächsten Newsletter? Da geht es um die Kehrseite der (Cover-)Medaille: den Klappentext und das drittwichtigste am Buch. Habe ich euch schon gesagt, dass ich auch hier ganz schön ins Schwitzen gekommen bin? Und dass auch dieses Thema teils einem Krimi gleicht? Nein? Na, dann wisst ihr es jetzt. Mehr dazu beim nächsten Mal. Ich geh jetzt weiterschwitzen und Wörter umdrehen.
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