Mein Selfpublishing-Projekt Folge 8: Ein Krimi in Schwarz-Weiß oder Herstellung und Druck für Anfänger:innen
Ich gehöre ja nicht zu den Optimist:innen, sondern habe eher eine beeindruckende Karriere von der ewigen Schwarzseherin hin zur Pragmatikerin hingelegt. Dem entsprechend dachte ich mir, nachdem ich den Klappentext, die Titelsuche und das Cover bezwungen hatte: Ach, das mit dem Probedruck kann so kompliziert ja nicht sein. Weit gefehlt! Willkommen zum neuen Newsletter, der in vielen Punkten einem Krimi gleich. Einem in Schwarz/Weiß.
Wie bei jedem guten Krimi stellen sich natürlich zuerst die Fragen: Wer ist das Opfer? Wer der:die Täter:in? Und wer der:die Ermittler:in?Welche Hinweise auf den Tathergang gibt es? Haben Zeug:innen das Tatgeschehen beobachtet? Hier eine knallharte Aufzählung der Fakten:
- Die Täterin – das bin ich. Ha, Plottwist!
- Die Ermittlerin – das bin auch ich. Klingt nach einer anstrengenden Doppelrolle? Ist es auch!
- Zeug:innen sind namentlich nicht bekannt. Die Ermittlerin hegt den Verdacht, dass es sich um ein automatisiertes Prüfungssystem von Tolino Media handelt, das gröbste Fehler in der Tat ausmerzen soll, bevor Menschen Zeug:innen der Taten werden.
- Hinweise gibt es zuhauf. Jedoch sind die Ermittlungsumstände ungünstig. Nicht nur wegen der Doppelrolle, die ich als Täterin und Ermittlerin einnehmen musste. Sondern auch wegen Mangel an Erfahrung.
Aber alles der Reihe nach. Lasst uns Schritt für Schritt vorgehen und die grausigen Taten nachvollziehen, an deren Ende nicht Blut, sondern schwarze Druckertinte fließen wird.
Am Mittwoch, den 23. November 2022 gegen 16:30 beging ich den schrecklichen ersten Versuch, ein Probeexemplar bei Tolino Media in Auftrag zu geben. Die Zeichen standen gut für die teuflische Tat: Ich hatte eine fertige Buchsatz-PDF und einen fertigen Coverumschlag, auch als PDF, vorzuweisen. Eine fröhliche Melodie pfeifend machte ich mich ans Werk. Ich eröffnete ein Konto bei Tolino, klickte gut gelaunt auf "Printbuch drucken" und trug die Metadaten zum Opfer ein: den Namen, die Sprache, meinen Namen usw.
Zu meinem Opfer wurde automatisch ein Barcode generiert, jedoch noch keine ISBN. Dieses Detail mag aktuell unwichtig erscheinen, wird jedoch im späteren Verlauf noch eine Rolle spielen. Schon im zweiten Schritt musste ich einsehen, dass ich als Täterin bisher nicht sehr geübt war. Wo es mir noch keine Probleme bereitete, die Seitenzahl aka den Buchblock oder den Einband (Hardcover oder Taschenbuch) einzutragen, so sah es bei der Papierwahl oder der Laminierung schon anders aus.
Spätestens bei der Frage, "Buchblock hat Beschnitt: ja oder nein", bin ich ehrlich gesagt ausgestiegen. Hält man den Mauszeiger aufs Info-Feld daneben, so steht da: "Bitte ergänzen Sie 3mm Beschnitt. So werden Blitzer vermieden".
In die Maschine wird ein größerer Papierbogen eingespannt, damit alles für den Druck gut befestigt ist. Wenn die Maschine die Seitenzahl des Buchblocks fertig gedruckt hat, wird das Bedruckte auf das bestellte Format 125x190 mm beschnitten. Ist jedoch der Papierbogen beim Bedrucken ein wenig verrutscht, so würde die Maschine das nicht "merken" und das korrekte Format, aber nicht genau in rechtem Winkel zu den Bogenrändern, sondern z.B. um ein Grad nach links gekippt ausschneiden. Ein wenig wie beim Bild Aufhängen an der Wand: Es ist meist nicht 100% gerade und das ist nicht schlimm. Beim Druck wäre das aber schlecht, wenn das Cover und der Buchblock exakt die Maße 125x190mm aufwiesen. Denn dann hat die Maschine beim Beschneiden keinerlei Spielraum, nicht einmal für ein Grad Kippung.
Dem entsprechend wird ein Beschnittrand mit hinzugefügt. Und zwar sowohl für den Umschlag (wir sprechen hier nicht mehr nur vom Cover, sondern Cover, Buchrücken und Rückseite) als auch den Buchblock. Tolino hat hier 3mm als Vorgabe. Meine Coverdesignerin und meine Buchsetzerin waren darüber erstaunt, denn die meisten SP-Anbieter verlangen wohl 5mm. Beide Dateien habe ich trotzdem einmal versucht hochzuladen, weil ich die Sache mit dem Beschnitt zuerst nicht verstanden habe. Hat jedoch nicht geklappt. Wieso nicht? Weil sowohl die Coverdesignerin als auch die Buchsetzerin mir die ganze Zeit über Ansichts- und nicht Druckdateien geschickt hatten.
Jetzt fragt ihr euch: Na und, PDF ist doch PDF? Nicht ganz. Denn Tolino erkennt beim Upload, ob eine PDF mit oder ohne Beschnittrand hochgeladen wurde. Ich hatte im ersten Menüpunkt bei "Buchblock hat Beschnitt" ein "Ja" angekreuzt. Da ich ein PDF ohne Beschnitt hochladen wollte, bekam ich natürlich eine Fehlermeldung. Und zwar nicht nur eine:
Die Fehlermeldungen Nr. 3 und 4 beziehen sich auf das, was ich oben erklärt habe. Aber was hat es mit den Nummern 1 und 2 auf sich? Hier war meine Buchsetzerin gefragt. Mein Buch hat 144 Seiten, was durch vier teilbar ist. Entsprechend verwirrt war ich also durch Fehlermeldung Nr.1. Bei Nr.2 verstand ich schnell: Auch die Buchsetzerin hatte mir eine Ansichtsdatei geschickt. Darin waren immer zwei Doppelseiten zu einer zusammengefasst. Obwohl die Paginierung (= Seitennummerierung) also bis 144 ging, waren in der gesandten PDF "nur" 73 Doppelseiten. Die Ansichts-PDF beginnt nämlich mit einer Einzelseite und endet mit einer Einzelseite. Wieso? Weil Bücher hierzulande linksbündig gedruckt werden.Das heißt, der Druck beginnt und endet immer auf einer rechten Seite.
A-ha! Die erste heiße Spur für mich als Ermittlerin. Also habe ich fix die beiden angeschrieben und sie klärten mich über die Verwechslung von Ansichts- und Druckdateien auf. Für Emily hatte ich außerdem noch die Info von Tolino erhalten, dass der Barcode auf dem Umschlag platziert werden muss. Tolino macht beim Erstellen des Buchs genaue Angaben darüber, wo der Barcode platziert werden muss. Ein Verschieben oder Vergrößern/Verkleinern ist also nicht möglich. Jetzt denkt ihr euch: Ja und, wieso erzählt die mir das? Nun, weil der Barcode auch ins Design der Rückseite eingreift.
Emily hatte für die Rückseite – passend zur Vorderseite – Blätter draufgepackt, die ein wenig den Klappentext umrahmen sollten. So auch rechts unten. Durch das "Draufplatzieren" des Barcodes schnitt dieser in die Blätter hinein. Ich habe ihr also nochmals geschrieben und sie darum gebeten, die Blätter anders zu platzieren. Nun hatte das Buch also schon einen Barcode, aber noch keine ISBN. Wieso nicht, und was bedeutet das?
Warum hat mein Buch aber keine ISBN erhalten? War das ein weiterer Fehler? Absolut nicht – denn ich hatte mir erst einmal ein Eigenexemplar bestellt, um mein Buchbaby in ausgedruckter Form in Augenschein nehmen zu können. Erst, wenn ich das Buch "richtig" bei Tolino als zu veröffentlichendes Print anlege, bekomme ich eine ISBN zugeteilt. Emily und Anika fügen diese jeweils auf die Rückseite und ins Impressum ein, und dann ist das Buch fertig. So richtig fertig.
Apropos fertig: Ich habe, nach endlich erfolgreich begangener Tat am Buchbaby, eine Bestätigung von Tolino bekommen, dass meine Sendung jetzt unterwegs sei. Nach dem ganzen Hin und Her stiegen meine Vorfreude und Ungeduld gleichermaßen an. Kennt ihr diese kleinen Kinder, die herumzappeln, weil sie nicht an den Lolli im obersten Supermarktregal herankommen? Pappt gedanklich mein Gesicht auf das Kind, et voilà.
Die Tolino-Versandbestätigung erreichte mich am 28. November um 08:12 Uhr. Die Ermittlerin in mir hatte jedoch noch lange nicht den Fall abgeschlossen. Ein wundervolles Warteballett zwischen mir und der DHL begann. Pardon, nicht wundervoll. Sondern grauenvoll. In der Versandbestätigung von Tolino war ein Direktklink zur DHL-Auftragsverfolgung. Mein Buch wurde für den 1. Dezember angekündigt. Und nicht geliefert. Für den 2. Dezember. Und nicht geliefert. Dasselbe Spiel für den 3. Dezember. Der 4. fiel flach, weil Sonntag. Am Abend des 5. Dezembers die Nachricht: "konnte leider nicht zugestellt werden und wird in den Kiosk XY geliefert".
Tja. Der Kiosk hatte meine Büchersendung auch nicht. Paketstau, hoher Krankenstand, Alien-Invasion: keine Ahnung. Jedenfalls dauerte es insgesamt zwei Wochen, bis ich mein Buchbaby endlich in den Armen halten und es zärtlich hin- und herwiegen konnte. Ich meine Nase in es stecken und über seine cremeweißen Seiten streichen konnte. Auch ein kleines Gadget, was ich mir fürs Printbuch habe einfallen lassen, konnte ich zum ersten Mal "live" testen. Und es hat super funktioniert! Am 8. Dezember gegen 13:30 Uhr wurden also Täterin, Ermittlerin und Opfer endlich friedlich miteinander vereint. Das schafft vermutlich sonst kein Krimi, auch nicht in Schwarz/Weiß!
Ein Krimi sondergleichen war es trotzdem, dieses Buch in Druck zu geben und dann 14 Tage auf die Lieferung zu warten. Aber ich habe unglaublich viel gelernt. Und ihr hoffentlich auch! Beim nächsten Mal geht es voraussichtlich um ein größeres Thema, das ich auf mehrere Teile aufsplitten werde. Ich gebe nur schonmal den Hinweis: Lest euch nochmal den Newsletter Nr. 7 zum Klappentext durch. Dort findet sich ein erster Hinweis auf die noch zu begehende Tat!
Ihr Lieben, ich wünsche euch frohe Feiertage, egal ob ihr Weihnachten, Chanukka oder die Ruhe zwischen den Jahren feiert. Möge euch zwischen dem grauen Wetter der ein oder andere Sonnenstrahl die Nase bescheinen und mögt ihr von lieben Menschen und einem Heißgetränk eurer Wahl umgeben sein. Wir lesen uns im neuen Jahr mit dem nächsten Newsletter!
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Ihr habt Folge 1-7 verpasst? Hüpft doch auf meine Website und lest es nach. Viel Spaß dabei!