Mein Selfpublishing-Projekt Folge 11: Gefühle rund um die Veröffentlichung von "Das Azurblau deiner Worte"

Mein Selfpublishing-Projekt Folge 11: Gefühle rund um die Veröffentlichung von "Das Azurblau deiner Worte"
Autorin mit Villa Ephrussi, wo eine der zentralen Szenen im Buch spielt.

Bücher werden oft mit Babys verglichen. Egal, was man von diesem Vergleich hält oder ob man selbst Kinder hat: Ich kann es inzwischen ein Stück weit nachvollziehen. Es ist befreiend und berauschend, zugleich aber zieht es unheimlich viel Energie (zumindest im Selfpublishing) und weckt auch viele Ängste.

Und damit herzlich Willkommen zum wahrscheinlich letzten Teil meiner Selfpublishing-Reise mit "Das Azurblau deiner Worte". Nach eineinhalb Jahren Arbeit, bei der ich konstant zwischen Überforderung und Enthusiasmus geschwankt habe, erscheint heute endlich mein Buch(-baby). Zum Glück. Denn wesentlich länger hätte ich es nicht mehr durchgehalten.

Insbesondere das Marketing war für mich anstrengender als gedacht. Ich habe bereits im November ein tolles Bloggerteam auf Instagram zusammengesucht, unterstützt insbesondere von der wundervollen @annathiessenhusen. Die meisten Bloggerinnen kannte ich aber noch überhaupt nicht – es galt also, schon monatelang vorm Release Beziehungen aufzubauen und den Bloggerinnen persönliches Interesse entgegenzubringen. Schließlich bekamen sie von mir im Gegenzug für ihre unbezahlte Arbeit "nur" ein kostenloses eBook.

Ich hätte mir wirklich gewünscht, ihnen mehr geben zu können. Aber wenn man von so wenig ALG I leben muss und an sein bisschen Erspartes herangeht, um seinen Traum zu verwirklichen, ist das leider nur eingeschränkt möglich. Ich möchte ehrlich zu euch sein: Instagram hat mich während des Veröffentlichungsprozesses oft traurig gemacht. Etliche Male habe ich mich selbst unter Druck gesetzt, weil ich den Eindruck hatte, mein Buch sei weniger interessant, da es keinen fancy Farbschnitt, keine krassen Giveaways etc. gab.

Mein (vielleicht sehr subjektiver?) Eindruck des Buchmarkts in 2023 ist, dass es weniger um den Inhalt oder das Herzblut hinter den Büchern geht, sondern vor allem um Äußerlichkeiten und Reichweite. Beides Dinge, die mir als kleiner Selfpublisherin sehr zu schaffen machen. Das Buch als Lifestyle-Produkt? Nicht meins. Vielleicht entwickelt sich der Buchmarkt ja wieder weg davon, aber aktuell fühle ich mich ein bisschen, als ginge mein Herzensprojekt unter diesen harten Bedingungen ziemlich unter.

Während der Vorbereitung für die zwei Lesungen (die erste fand vergangenen Freitag statt, die Infos zur nächsten findet ihr hier) gab es einen Moment, der mich sehr nachdenklich gemacht hat. Und zwar fragte mich die wunderbare Katha von den #BerlinAuthors, was ich denn an meinem Text von "Das Azurblau deiner Worte" besonders möge.

Mein Buch vor der Bucht von St. Jean an der Côte d'Azur. Traumhaft, oder?

Und ich hatte einfach keine Antwort. Weil ich den Bezug zum Text und zum Schreiben komplett verloren hatte. Er war irgendwo zwischen Businessdenken, Marketingplänen und massiven Selbstzweifeln und Geldsorgen verloren gegangen. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Es war eigentlich nicht mein Ziel, nur noch wie eine Geschäftsführerin zu denken. Ein Stück weit muss man das wahrscheinlich als Selfpublisherin. Aber es gibt eine Grenze, und die hatte ich überschritten, ohne es gemerkt zu haben.

Das Buch mache ich noch fertig, sagte ich mir. Und dann? Wahrscheinlich kommt dann erst einmal eine Weile keine Veröffentlichung mehr. Der Buchmarkt, ihr ahnt es schon, verlangt eigentlich, dass ich jetzt im Halbjahrestakt ein neues Produkt auf selbigen werfe. Ich will aber nicht. Zum einen bin ich eine Langsamschreiberin (und habe das, nach vielen inneren Kämpfen, inzwischen akzeptiert). Zum anderen habe ich leider keine Energie und auch kein Geld mehr übrig.

Ich möchte wieder zu meiner Liebe zum Schreiben zurückkehren. Ohne irgendwelchen Algorithmen, sei es Instagram oder Amazon, hinterherlaufen zu müssen. Ohne Tag und Nacht und an den Wochenenden für etwas zu schuften, von dem ich überhaupt nicht weiß, ob es eigentlich ankommt. Oder zwischen 70.000 Neuerscheinungen pro Jahr untergeht. Ohne ständig gegen Zweifel und Ängste kämpfen zu müssen. Oder meine lieben Selfpublishing-Kolleginnen, allen voran @phillippapenn und @franziska.szmania (beide haben auch großartige Newsletter, unbedingt abonnieren!) zujammern zu müssen.

Die Place Rossetti in Vieux Nice. Ganz in der Nähe lernen sich meine Protagonisten Luca und Lavinia kennen.

Vielleicht wird nichts von diesen Gedanken auf Instagram landen. Weil es für mich das hauptsächliche Marketinginstrument ist. Und weil es im Marketing – zumindest für mich – darum geht, etwas zu bewerben. Texte wie diese sind wahrscheinlich wenig verkaufsfördernd. Aber sie sind echt und ehrlich und deswegen möchte ich sie mit euch teilen. Damit ihr, falls ihr eines Tages euren Text veröffentlicht und ähnliche Gedanken habt, wisst: Ihr seid nicht die Einzigen, denen es so geht.

Es ist okay. Es ist eine Erfahrung und ich bereue sie nicht. Aber ich bin einfach noch nicht bereit, mich auf den knallharten deutschen Buchmarkt zu werfen. Das braucht vielleicht noch ein paar Jahre, bis ich das kann. Vielleicht lerne ich es auch nicht mehr und lasse das Veröffentlichen künftig. Wir werden sehen, wie sich alles entwickelt.

Wenn ihr also etwas Eigenständiges von mir lesen wollt, dann kauft euch "Das Azurblau deiner Worte". Es wird für eine Weile das Einzige sein, und ich denke, das ist okay. Ihr findet es ab heute auf allen gängigen Plattformen, die ich euch hier nochmals aufzähle:

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Vertriebspartner für "Das Azurblau deiner Worte":
- Amazon.de (bitte nicht für Printbücher nutzen! eBooks gerne, ich bin bei KDP)
- buecher.de
- ebook.de
- hugendubel.de
- osiander.de
- thalia.de, thalia.at und orellfuessli.ch
- weltbild.de, weltbild.at und weltbild.ch
- alternativ: genialokal.de (zum Bestellen in die Buchhandlung eures Vertrauens)

Ich weiß, dass dieser Text zum Release wahrscheinlich nicht das war, was ihr erwartet habt. Aber es musste einfach raus und ich hoffe, das ist okay für euch. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen von "Das Azurblau deiner Worte" und freue mich über jede Person, die eine Rezension dazu verfasst. Jede Rezension, und sei sie nur einen Satz lang, verschafft meinem Buch ein wenig Sichtbarkeit. Damit es etwas weniger unter den 70.000 Neuerscheinungen auf dem deutschen Buchmarkt untergeht.

Nach so vielen Angstgedanken noch eine schöne Sache zum Schluss: Ich wurde durch meinen Kurzurlaub an der Côte d'Azur zu einer neuen Szene mit Luca und Lavinia inspiriert. Diese wird es voraussichtlich im Laufe des Juni zu lesen geben. Exklusiv für Newsletter-Abonnent:innen. Ihr seht also: Das Veröffentlichen ruht, das Schreiben geht weiter!

Euch hat der Newsletter gefallen? Dann erzählt es gern weiter! Ob Flüsterpost oder Instagram: The more, the merrier :-)
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Ihr habt Folge 1-10 verpasst? Hüpft doch auf meine Website und lest es nach. Viel Spaß dabei!